Fette – Dickmacher oder wertvolle Helfer?

Die moderne Ernährungsforschung beweist: Essen hält Leib und Seele zusammen. Denn wer sich ausgewogen ernährt, fördert nicht nur sein Wohlbefinden. Eine bedarfsgerechte und vollwertige Kost kann auch dazu beitragen, die Gesundheit zu erhalten und Krankheiten vorzubeugen.

Fette sind die wichtigsten Energielieferanten des menschlichen Körpers und Teil einer ausgewogenen Ernährung. Doch der Ruf als Dickmacher par excellence eilt ihnen voraus. Studien zeigen: Wer Fette zu sich nimmt, wird nicht notwendigerweise fettleibig. Umgekehrt macht der Verzicht auf Fett noch nicht schlank. Entscheidend ist unter anderem, wie Fette mit anderen Energielieferanten wie Zucker und Eiweiße kombiniert werden. Ist die Ernährung ausgewogen, werden die Nahrungsfette im Fettstoffwechsel um- und abgebaut und mit dem Blut an ihre Bestimmungsorte transportiert, wo sie verbraucht oder gespeichert werden. So sind Fette Energie-Langzeitspeicher, Bau- und Botenstoffe oder unterstützen den Körper bei der Aufnahme wichtiger Vitamine.

Fett ist Träger von Geschmacks und Aromastoffen, trägt so zum Genuss des Essens bei.
Für die Erhaltung der Gesundheit ist es jedoch wichtig, welche Fette wir zu uns nehmen.

Gesättigte und ungesättigte Fettsäuren

Während die Fette tierischen Ursprungs in der Regel hauptsächlich gesättigte Fettsäuren enthalten, finden sich bei bestimmten Pflanzen, aber auch bei Fisch, große Anteile ungesättigter Fettsäuren.

Für den menschlichen Körper gilt: Die reaktionsträgen gesättigten Fettsäuren wandern zumeist direkt in die Depots, während die reaktionsfreudigeren ungesättigten bevorzugt bei den organischen Bauprozessen eingesetzt werden. Daher sollte man die Aufnahme ungesättigter Fettsäuren bevorzugen.

Der Körper kann manche lebensnotwendigen Fettsäuren nicht selbst bilden. Daher werden diese auch als essenzielle Fettsäuren bezeichnet. Zu den essenziellen, ungesättigten Fettsäuren zählen zum Beispiel die Linolsäure und die Alpha-Linolensäure, welche zu den Omega-Fettsäuren gehören.

Der tägliche Bedarf an Fett richtet sich nach dem persönlichen Gesamtenergiebedarf eines Menschen. Der Gesamtenergiebedarf variiert je nach Alter, Körpergewicht, körperlicher Arbeitsleistung und Außentemperatur.

Decken Sie etwa 25 bis 30 Prozent der Gesamtenergiezufuhr durch Fette. Nur bei bestimmten Personengruppen, wie Schwerstarbeitern oder Leistungssportlern, kann der Bedarf bei bis zu 40 Prozent liegen. Auch Kinder und Jugendliche haben einen erhöhten Fettbedarf, der je nach Alter zwischen 35 und 40 Prozent liegt. Hierzulande liegt die durchschnittliche Fettaufnahme weit über dem empfohlenen Bedarf.

Im Rahmen einer gesunden Ernährung spielt nicht nur die Fettzufuhr eine Rolle. Vielmehr ist auch die richtige Gewichtung unterschiedlicher Fettsäurearten von Bedeutung. Das Verhältnis von ungesättigten zu gesättigten Fettsäuren sollte etwa bei 2:1 liegen. Ungesättigte Fettsäuren sind insbesondere in pflanzlichen Produkten wie zum Beispiel Olivenöl und Rapsöl enthalten, während die Fette tierischen Ursprungs hauptsächlich gesättigte Fettsäuren enthalten.

Bevorzugen Sie Fette mit einem hohen Gehalt an den essenziellen Fettsäuren Linolsäure und Alpha-Linolensäure. Täglich sollte man mit der Nahrung zwischen 2 und 7 Gramm Linolsäure sowie 0,8 bis 1,1 Gramm Alpha-Linolensäure zu sich nehmen. Sonnenblumenöl, Sojaöl oder Maiskeimöl enthalten viel Linolsäure, in Walnussöl oder Rapsöl ist viel Alpha-Linolensäure enthalten.

Wie funktioniert eigentlich die Fettverbrennung?

Bei körperlicher Anstrengung wird zuerst die Energie aus Kohlenhydraten verbraucht, anschließend wird auch hier auf die Energie aus den Fettdepots zurückgegriffen, allerdings geschieht dies erst nach etwa 30 Minuten kontinuierlicher körperlicher Belastung. Die Fettverbrennung wird dabei vor allem bei leichteren Ausdauerbelastungen aktiviert, denn je intensiver die sportliche Aktivität ist, desto größer ist die Energiedeckung durch die schneller verwertbaren Kohlenhydrate. Für alle, die lästige Fettreserven durch Sport loswerden wollen, gilt also: Mindestens eine halbe Stunde bei mäßiger Belastung ohne Unterbrechung trainieren, erst danach geht es den Pölsterchen an den Kragen!

Tipps für den Umgang mit Fetten

  • Nehmen Sie täglich nicht mehr als 68 bis 80 Gramm Fett zu sich.
  • Achten Sie auf versteckte Fette z.B. in Wurst, Käse, Gebäck, Knabberzeug und Schokolade.
  • Wählen Sie fettarme Zubereitungsarten z.B. im Backofen mit Backfolie, im Römertopf, im Wok oder in spezialbeschichteten Pfannen.
  • Zum Braten reicht oft ein kleiner Löffel Öl; verteilen Sie das Öl mit einem Pinsel in der Pfanne.
  • Dünsten Sie die Speisen, statt sie zu braten; wenn Sie etwas Wasser vor dem Erhitzen hinzugeben, wird das Öl nicht zu heiß.
  • Achten Sie darauf, Fette mit einem möglichst hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren zu verwenden; dies sind v.a. kaltgepresste Pflanzenöle wie Sonnenblumenkern-, Raps-, Sesam- oder Leinöl.
  • Veredeln Sie die fettarm zubereiteten Speisen erst kurz vor dem Verzehr mit einem Löffel dieser wertvollen Pflanzenöle, anstatt schon während der Zubereitung viel Fett zuzugeben.

Vegane Ernährung

Vegane Ernährung bedeutet, sich ohne tierische Lebensmittel zu ernähren. Keine tierischen Produkte? Was kann man denn dann überhaupt noch essen und ist das dann überhaupt noch gesund? Veganer hören diese Fragen sehr häufig. Trotzdem geht es ihnen gut, auch ohne tierische Lebensmittel und Produkte.

Die Beweggründe der Veganer sind unterschiedlich. Die eigentliche und am weitesten verbreitete Motivation ist der Schutz von Tieren. Denn eine vegane Lebensweise zeichnet sich nicht nur durch eine vegane Ernährung aus, der allgemeine Konsum tierischer Produkte wird weitestgehend vermieden. Eine 100%ig vegane Lebensweise ist in der heutigen Gesellschaft kaum mehr möglich, da mittlerweile sehr viele Produkte tierischen Ursprungs sind oder mit Tieren in Verbindung gebracht werden. Das betrifft die Einnahme von Medikamenten, Kleidung, Kosmetika, Reinigungsmittel für den Haushalt und vieles mehr. Gesundheitliche Gründe sind ein weiterer Antrieb für Veganer. Die gesunde ausgewogene Ernährung enthält viel Obst und Gemüse.

Die vegane Küche ist sehr abwechslungsreich und durchaus wohlschmeckend. Der Verzicht auf Produkte tierischen Ursprungs bedeutet nicht automatisch eine eintönige Einschränkung. Die vegane Küche ersetzt viele tierische Lebensmittel, ohne dass es geschmacklich auffällt.

Leben Veganer ungesünder?

Bei veganer Ernährung gibt es einige Hinweise zum Vitaminmangel. Denn manche lebensnotwendigen Stoffe kommen entweder ausschließlich in tierischen Produkten vor oder können nur aus dieser Quelle von unserem Körper optimal aufgenommen und verwertet werden. Die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) rät daher sogar von einer rein veganen Ernährung eher ab. In einer Studie zur Nährstoffversorgung speziell von Säuglingen und Kindern heißt es: “Da sich mit dem Verzicht auf jegliche tierische Lebensmittel das Risiko für Nährstoffdefizite erhöht, hält die DGE eine rein pflanzliche Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie im gesamten Kindesalter für nicht geeignet, um eine adäquate Nährstoffversorgung und die Gesundheit sicherzustellen.”

Vitamin B12

Dieses Vitamin ist für verschiedene Prozesse im Körper sehr wichtig: Zellteilung, Bildung von roten Blutkörperchen sowie Stoffwechsel. Ein Mangel an Vitamin B12 äußert sich zum Beispiel durch dauerhafte Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, ständiger Nervosität oder Depressionen.

Das Problem: Unser Körper kann Vitamin B12 nicht selber herstellen, und es kommt ausschließlich in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch oder Eiern vor. Auch fermentierte pflanzliche Lebensmittel oder Algen können zwar eine Form des Vitamin B12 enthalten, diese ist jedoch für uns nicht verwertbar.

Die Lösung: Wer sich vegan ernährt, wird wohl oder übel zu Funktional Food wie angereicherten Sojadrinks oder Säften greifen müssen. Bei einem Mangel helfen nur noch Tabletten. Die sind auch in speziellen Lebensabschnitten mit erhöhtem Bedarf angezeigt, zum Beispiel bei Schwangeren oder Kindern.

Kalzium

Milch und Milchprodukte wie Käse oder Joghurt sind hierzulande die Hauptquelle für den Mineralstoff Kalzium. Besonders für das Wachstum der Knochen und damit zur Vorbeugung von Osteoporose ist Kalzium sehr wichtig. Der tägliche Bedarf an Kalzium ist recht hoch: Erwachsene brauchen rund 1000 Milligramm pro Tag, Jugendliche 1200 Milligramm.

Das Problem: Milchprodukte liefern den idealen Cocktail mit viel Kalzium und der perfekten Zusammensetzung, damit der Körper diesen Mineralstoff aufnehmen kann. Milchprodukte haben außerdem oft besonders viel Kalzium zu bieten: Emmentaler Käse beispielsweise bringt pro 100 Gramm 1000 Milligramm Kalzium mit. Pflanzliche Produkte enthalten zwar auch Kalzium, aber in geringeren Mengen und in schlechter verwertbarer Zusammensetzung.

Die Lösung: Veganer sollten ihre Ernährung besonders gut planen und sich mit Inhaltsstoffen auskennen. Sesam liefert pro 100 Gramm rund 800 Milligramm Kalzium, auch Mandeln, Soja oder grüne Gemüsesorten wie Brokkoli, Grünkohl oder Rucola bringen Kalzium auf den Teller. Erhältlich sind auch speziell angereicherte Säfte oder Sojadrinks. Tipp: Auch Mineralwasser hilft! Mindestens 200 Milligramm Kalzium pro Liter sollte es bieten.

Im Sommer raus ins Freie – das hilft gegen Vitamin D Mangel!

Vitamin D

Ein Mangel an Vitamin D kann besonders bei Kindern schwerwiegende Folgen haben: Die Knochen können sich nicht richtig entwickeln. Das Vitamin ist nämlich maßgeblich an der Aufnahme von Kalzium im menschlichen Körper beteiligt. Auch andauernde Müdigkeit oder Nervosität können auf einen Mangel an Vitamin D hinweisen.

Das Problem: Vitamin D kommt, genauso wie Vitamin B12, ausschließlich in tierischen Produkten wie fettreichem Seefisch oder Eigelb vor. Da Veganer diese Speisen nicht zu sich nehmen, kann es recht schnell zu einem Vitamin D Mangel kommen.

Die Lösung: Um ausreichend mit Vitamin D versorgt zu sein, empfiehlt es sich für Veganer, direkt auf Nahrungsergänzungsmittel zurückzugreifen – besonders in den Wintermonaten. Im Sommer gibt es eine andere schöne Möglichkeit, die Speicher aufzufüllen: Eine Viertelstunde die Nase in die Mittagssonne halten! Dann kann die Haut selbst hochwertiges Vitamin D produzieren.

Auf welche Stoffe sollten Veganer außerdem achten?

Generell haben Frauen oft einen Eisenmangel. Bei Untersuchungen hatten fast die Hälfte der Veganerinnen einen handfesten Mangel. Das Problem liegt darin, dass Eisen in pflanzlichen Nahrungsmittel zwar häufig in großen Mengen enthalten ist, vom Körper aber deutlich schlechter aufgenommen werden kann als das Eisen aus tierischen Produkten. Daher sollten Veganerinnen ihre Blutwerte regelmäßig kontrollieren lassen, viele Nüsse, Samen sowie Hülsenfrüchte essen und diese immer mit Vitamin C (zum Beispiel ein Glas Orangensaft zum Essen) kombinieren, da dann das Eisen vom Körper besser aufgenommen werden kann. Im Reformhaus gibt es außerdem spezielle Trinkkuren mit viel Eisen.

Hülsenfrüchte, Cashewnüsse oder auch Sonnenblumenkerne enthalten ganz außerdem einiges an Zink. Dieses Spurenelement ist unter anderem wichtig für unsere Haut und das Immunsystem.

Jod ist besonders wichtig für die Schilddrüse und damit für die Hormone im Körper. Seefisch gilt als eine der Hauptquellen für Jod. In diversen Untersuchungen wiesen Veganer häufig eine geringere Jodzufuhr mit der Nahrung auf als sogenannte Mischköstler, die auch tierische Lebensmittel essen. Veganer können jedoch einen Jodmangel verhindern, indem sie Jodsalz verwenden und hin und wieder Algen essen.

Ideale Kombination: vollwertiges Müsli mit Nüssen und Trockenfrüchten.

Bei den Proteinen, also dem Eiweiß, ist eine pflanzliche Kost sogar von Vorteil, da unser Körper pflanzliches Eiweiß besser und leichter in den Stoffwechsel überführen kann. Eiweiß ist wichtig für unser Immunsystem, die Nervenimpulse, den Transport von Fetten und Sauerstoff und viele andere Prozesse im Körper. Zu den wichtigsten Eiweißlieferanten generell zählen Quark und Geflügelfleisch, Veganer können den Bedarf aber wunderbar mit Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen oder Sojaprodukten decken.

Fette werden oft verteufelt, sind aber für unsere Gesundheit wichtig. Die vegane Ernährung hat den Vorteil, dass sie ohnehin vorwiegend auf die als gesund geltenden ungesättigten Fettsäuren setzt. Fleischesser nehmen deutlich größere Mengen gesättigter Fettsäuren auf. Die viel gepriesenen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren können Veganer durch pflanzliche Öle aufnehmen, besonders hochwertig ist hier das Rapsöl. Um beispielsweise ausreichend Omega-3-Fettsäuren aufzunehmen reichen schon 2 Esslöffel Rapsöl pro Tag.

Wichtigste Ernährungsgrundlage für Veganer: Obst und Gemüse.

Der Vebu (Vegetarierbund Deutschland) empfiehlt Veganern:

Obst und Gemüse als Grundlage für die Ernährung, reichlicher Verzehr von Getreide und Vollkornprodukten, außerdem sollten Hülsenfrüchte häufig auf dem Speiseplan stehen. Dazu Nüsse, gerne Sojaprodukte (wenn keine Allergie gegen Soja vorliegt), Samen und pflanzliche Öle. Um Mangelerscheinung entgegenzuwirken empfiehlt der Vebu Veganern überdies angereicherte Produkte und Ergänzungsmittel für eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen.

Egal, für welche Ernährungsform Sie sich entscheiden: sie soll in Ihr Leben passen, Sie gesund erhalten und Genuss und Freude am Essen bringen. In diesem Sinne – guten Appetit!